"Die Vier EvangCellisten" begeistern im Kreiskulturraum / Sanfte Stille, große Gefühle und viel Energie

"Die Vier EvangCellisten" von "projects4cellos" treten in Kronach auf. Sie faszinierten mit ihrer Präzision, Virtuosität und Leidenschaft das Publikum des Musikrings.

Mit einer Riesenüberraschung wartete das erste Konzert der neuen Saison des vhs-Musikringes im Saal des Kreiskulturraumes in Kronach auf. Einem schlicht angekündigten "Potpourri auf 16 Saiten", das sich als fast überirdisch wirkendes "projects4cellos"-Konzert der "Vier EvangCellisten" entpuppte. Welch ein Erlebnis, das der 1972 gegründete vhs-Musikring seinen Besuchern bereitete. Dass dieses Konzert außergewöhnlich sein wird scheint schon vorher bei vielen Musikfreunden bekannt geworden zu sein. Denn Sarah Claßen, eines der frischen Mitglieder im neu gegründeten Team um Ulrike Hünefeld, konnte mehr Konzertbesucher als sonst am Saisonanfang üblich willkommen heißen. Das Violoncello-Quartett steht in guter Tradition von Cellisten, die neben ihres Orchester-Engagements die Eigenständigkeit ihres Instruments zeigen wollten. Kommt seine gesamte Klangpalette der menschlichen Stimme doch am nächsten. Damit wurden die "12 Cellisten der Berliner Philharmoniker*" 1972 zur Sensation. Sie überzeugten mit ihrer Klangfülle international in Alben aller transkribierten Songs der "Beatles" und danach neuer Musik. Zu erwähnen sei auch das "Kölner Cello-Trio" aus den 1990er Jahren mit ihrer Virtuosität als Crossover-Musiker. Auch die "Vier EvangCellisten" sind bereits vor 15 Jahren gegründet worden. Sie fanden sich als Studenten in Weimar an der Franz-Liszt-Musikhochschule zusammen. Ihr gemeinsames Engagement für das Cello und ihre Liebe zur Oper hat sie zusammengeschweißt. Ihren Namen bestimmte die Tatsache, dass ihre Vornamen denen der Evangelisten (Matthäus, Markus, Lukas und Johannes) ähnelten. Lukas Dihle, 1987 im Worms geboren, Hanno Riehmann, 1984 in Weingarten geboren, Mathias Beyer, 1983 in Stralsund geboren, Markus Jung, 1981 in Erfurt geboren, sind nach dem Studium in Orchestern von Weimar, Meiningen, Neubrandenburg und Hof engagiert worden. Sie finden sich daher selten, so wie glücklicherweise in Kronach, in der originalen Gründungsformation zusammen. Seit 2008 bereisen sie als Quartett die ganze Welt. Neben Originalkompositionen in erster Linie zeitgenössischer Komponisten wie Udo Hartlmaier (*1954) oder Friedrich Metzler (1910-1979), die das Quartett am Anfang und am Ende spielte, lieben alle vier die Oper, und da besonders den Komponisten Giacomo Puccini. Mit sanften und mit absoluten Pianissimo-Klängen faszinierenden Werken von Mozart (Ave verum) oder Pietro Mascagni (Intermezzo) führten die Vier ihr Publikum hin zu einer verzaubernden Interpretation von "Sandmännchen und Abendsegen" aus Hänsel und Gretel von Engelbert Humperdinck. Damit hatten die himmlisch singenden Cellisten bereits die Herzen der vielen Musikkenner geöffnet. Und es war ihnen ein Leichtes, sie mit Liebesarien und Seelenqualen Liebender von Saint-Saens, Bizet und Lehár zu erobern. Damit waren sie am Ziel ihres spannenden und mitreißenden, perfekten und präzisen, still sanften und virtuos leidenschaftlichen Weges hin zu den ganz großen Gefühlen Puccinis angekommen. Mit einer ausnahmsweise heiteren Arie der Lauretta aus "Gianni Schicchi" begann die temperamentvolle, engagierte, leidenschaftliche Interpretation der Arrangements von Arien aus Puccinis Oper "Tosca", zum Verzweifeln schön ließen die vier EvangCellisten ihr blind harmonierendes solistisches Klanggemälde aufblühen und aus der Stille des Nichts hell und lustvoll aufglühen. Auch wenn am Ende, zumindest in den Stücken, alle tot sind, so wünschte Markus, der als heiterer Moderator durch das Konzert führte, dennoch "viel Vergnügen". Und das hatten alle Besucher, wie schon am Zwischenapplaus zu hören war. Vergnügen und vor allem Begeisterung herrschte nach den Gefühlseruptionen Toscas denn auch weiterhin mit einem dahinschmelzenden "Summertime" aus Gershwins "Porgy and Bess" und den zum Finale folgenden Jazznummern "... getting jazzy", "Take Five", "Bella Notte" und den "Tangos", einer zweiten Leidenschaft des Quartetts. Der Beifall und die Bravorufe verlangten noch mehr von den Ausnahmemusikern. Und sie gaben alles. Mit drei Zugaben, "Nessun dorma" aus "Turandot", Benny Goodman und einer Pizzicato-Samba veranschiedeten sich die EvangCellisten von ihren neu gewonnenen Fans. - Peter Müller für Kronach, Neue Presse, 21. September 2025

 

Sie begeistern mit ihrer Musik: Lukas Dihle, (von links), Hanno Riehmann, Mathias Beyer und Markus Jung (Foto: Neue Presse / Peter Müller)

 

 

*er schrieb Symphoniker, meinte aber die Philharmoniker

 

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